Alle Wege führen nach Rom…

R omulus und Remus – 753 v. Chr. Hier lebt die Antike auf!

O ziosamente – Keine Hektik – „Faul“ sein ist auch mal schön!

M elanzane alla Parmigiana – Gebt uns mehr von dieser delikaten Auberginenlasagne!

Ihr mögt euch wundern, dass mich diese Stadt in ihren Bann gezogen hat, denn, und das kann man nicht leugnen: Rom ist ein Magnetpunkt für Touristen aus aller Welt. Und wie ihr wisst, sind die klassischen Touristenwege nicht die meinigen, aber in diesem Fall mache ich eine Ausnahme, denn wer geschichtlich interessiert ist, muss Rom hautnah erleben. Unsere Oma war schon über 10x in Rom und kehrt jedes Mal begeistert zurück – Nun verstehen wir, warum!

Was mich besonders packt, ist das entspannt italienische Flair, das Treiben auf den Piazzas, gepaart mit der Historie, die in den vielen Bauten und Ruinen verankert ist. Das Colosseum ist nur eines von vielen Beispielen, bei dem meine tiefste Vorstellungskraft gefragt ist, um die Gladiatorenkämpfe, die uns aus Blockbustern bekannt sind, auf die reale Situation zu transferieren, während ich durch das ellipsenförmige Amphitheater schlendere. Das 80 n.Chr. fertiggestellte Bauwerk trägt römische Kultur in jeder Arkadenreihe, ja sogar in jeder Säule. Der ehrwürdige Beda hat im 8. Jahrhundert die unvergleichbare Bedeutung des weltweitgrößten Amphitheaters mit den folgenden Worten auf den Punkt gebracht: „Solange das Colosseum steht, steht Rom. Wenn das Colosseum fällt, wird auch Rom fallen; wenn aber Rom fällt, fällt die ganze Welt.“ Zum Glück gibt es bis heute noch zahlreiche Überreste. 😊
Beliebte Zirkusspiele und vor allem Gladiatorenkämpfe, bei denen das Ziel war, seinen Gegner zu töten und das Greuel durch wilde Tiere bis ins Maximum zu treiben, fanden hier regelmäßig statt.  Über eine halbe Million Menschen und eine Million Tiere haben hier ihr Leben verloren. Aber auch Seeschlachten, die durch eine unterirdische Wasseranlage möglich waren, fanden in der Gesellschaft großen Anklang. Nach der Normannen- und Wikingerkatastrophe im 11. Jahrhundert, die eine großflächige Zerstörung der Stadt mit sich brachte, ließ man das Colosseum verfallen und benutzte es bis zum 18. Jahrhundert als Steinbruch. Erst Papst Benedikt XVI war auf die Erhaltung von dem, was geblieben war, bedacht. 187 m Durchmesser an seiner längsten Stelle, drei Ränge mir übereinlanderliegenden Arkadenreihen mit Säulen unterschiedlicher Architektonik, 80 Zugangsbögen und einem Ehrenaufgang für den Kaiser – Ein Bauwerk, dessen Anblick man nicht so schnell vergisst. Natürlich wäre es toll, wenn nicht parallel 10.000 andere Touristen das Kolosseum besichtigen würden, aber solange man sich vorab Tickets besorgt und so das Anstehen umgeht, kann man die Touristenscharen recht gut ausblenden. 😊

Basti und ich hatten dreieinhalb Tage in der italienischen Hauptstadt, die stolze 3 Millionen Einwohner zählt. Wir hatten uns eine kleine Air Bnb-Wohnung direkt am Campo de Fiori gemietet – simpel aber mit allem, was man braucht: Bett, Toilette, Waschbecken und Dusche 😊 Die Wohnung war in einem Hinterhof gelegen, in denen außer uns nur Italiener gewohnt haben, was das Erlebnis authentisch und atmosphärisch gemacht hat.

Der Campo de Fiori ist ein Marktplatz, der mittlerweile weit mehr als nur Blumen verkauft: Von Pasta, Trüffel, Öl, Schinken, Salami, Käse, Gemüse, Obst über T-Shirts, Schuhe bis hin zu Seife findet man hier Allerlei.
Wie kann man besser in einen Tag starten als bei einem Cappuccino das Treiben auf dem Marktplatz zu beobachten? Zum Frühstück haben wir täglich ein Foccacia verputzt, Belag variierend: Ob Aubergine und Zucchini, Parmaschinken oder Mortadella – so ein frisches, warmes Foccacia hat schon was!

Das Schöne an Rom ist, dass man alles im Zentrum fußläufig erkunden kann, zumindest, wenn man Zeit und Spaß am Laufen hat. So sind wir täglich an die 10 Stunden unterwegs gewesen, was uns zum einen Orientierungssinn und zum anderen auch einen Blick für die versteckte Schönheit vermittelt hat. Auch das grandiose Wetter hat aktiv dazu beigetragen, dass wir jede Minute an der frischen Luft genießen konnten. Für Ende März nicht selbstverständlich und auch, wenn es am Abend schnell abgekühlt ist, waren wir mit den 13 Grad tagsüber mehr als selig.

Wir beide wollten viel sehen aber das „Viel“ nicht mit „Schnell“ und „Stress“ zu kombinieren. Im Gegenteil: Schlendern, Stehenbleiben, Aufsaugen, Links und rechts schauen, Päuschen machen, wo es schön ist, echtes italienisches Eis schleckern, einen Cappuccino hier, einen Espresso da trinken, und einfach genießen. Ich glaube, Basti war überrascht, dass seine motiviert-energetische Schwester eine Stadt auch mit einem Gang niedriger gerne, wenn nicht sogar lieber, erkundet. 😊

Neben den vielen Touristenzielen war es mir besonders wichtig, auch ein bisschen Rom abseits des Mainstreams zu erleben. So sind wir an einem Nachmittag mit dem Bus ins etwas auswärts gelegene ehemalige Arbeiterviertel San Lorenzo gefahren. Wie man eine Busfahrkarte erwirbt, ist uns bis heute nicht ganz klar. Somit war es eine erstaunlich günstige Fahrt. 😉 
Heute leben hier vor allem Studenten. Graffiti statt gestriegelte Mauern, verdreckte Bürgersteige statt frisch polierte Wege – Rom hat zwei Gesichter, eines für „Außen“ und eines für „Innen“. Ich muss sagen, dass ich hier nicht gerne alleine unterwegs gewesen wäre, denn nach Einbruch der Dunkelheit sind uns einige fragwürdige Gestalten begegnet, denen ich nicht auf den ersten Blick vertrauen würde. Aber mit einem starken Bruder an der Seite sind wir ein bisschen durch das Viertel geschlendert, das wider Erwarten, kaum hippe Cafés und Restaurants zu bieten hat. So haben wir uns statt Abendessen auf einen Aperitif besonnen und sind anschließend bei uns in der Nähe essen gegangen – Gnocchi und Spagetti Carbonara.
Alleine der Vielfalt an Restaurantmöglichkeiten wegen könnte man einen Monat in Rom verbringen. Einen Abend waren wir in einem kleinen familiengeführten Restaurant mit fünf Tischen, in dem die Mama Kellnerin und Köchin zugleich war. Hauswein und wechselnde Tageskarte gemäß dem Prinzip Solange der Vorrat reicht. Gemütlich und lecker – Das erste Mal in meinem Leben habe ich Artischocken-Lasagne gegessen und ich würde es sofort wieder tun!
An einem anderen Abend haben wir am Campo de Fiori Trüffelnudeln (ja, das stand auf meiner To Do Liste ganz oben! 😊) gegessen. Besonders gut gefallen hat uns auch das Viertel Trastevere auf der „anderen“ Seite des Tibers. Zahlreiche nette Lokalitäten, schmale, verwinkelte Gassen. Das Viertel wirkt wie ein anziehender Mix aus Wohnen und Leben.
Ich weiß nicht, ob es einen Unterschied gemach hätte, wenn Basti weiblich wäre. Aber entgegen aller Vorurteile, die über „Macho-Italiener“ und „plumpe Flirtattacken“ kursieren, hatten wir keinerlei unangenehme Begegnungen!

Natürlich haben wir uns neben dem Kolosseum auch weitere „Klassiker“ wie die Vatikanstadt und das Forum Romanum nicht entgehen lassen. Ich dachte, ich bin im falschen Film als ich die Menschenschlange vor dem Petersdom im Vatikan gesehen habe – das Internet hat nicht gelogen. Wir haben uns für eine Tour entschieden, die durch die Vatikanischen Museen und die Sixtinische Kapelle führt und im Petersdom endet. Die Sixtinische ist für Touristen nur über den Weg durch die vorangestellten Museen zugänglich. Ich habe mich schon ein wenig so gefühlt, als würde ich mich auf einem Terrain bewegen, das jederzeit in Flammen aufgehen könnte und wir daher besser nicht zu lange an einem Ort stehenbleiben sollten. Auf der anderen Seite bietet so eine komprimierte Tour die Möglichkeit eines ersten Eindrucks und Überblickes, da man sonst an der Masse an Gemälden und Menschen untergehen zu droht.
Natürlich ist die Sixtinische Kapelle und vor allem der Petersdom sehr beeindruckend.
In der 1483 geweihten Sixtinischen Gemälde findet man sich inmitten von Renaissance-Gemälden aus dem Leben Jesu und Mose wider. Besonders ins Auge sticht Michelangelos Schöpfungsgeschichte an der Frontseite. "Mach was du willst!“, hat der damalige Papst zu Michelangelo gesagt, um ihn wider seinen Willens, da er sich für diesen Auftrag nicht gewappnet fühlte, dazu zu bewegen, neben dem Ausmalen der Gewölbedecken auch das Hauptgemälde zu malen und somit zu der Fertigstellung der Sixtinischen Kapelle beizutragen.
Der Petersdom als religiöser Mittelpunkt des unabhängigen Vatikanstaates prunkt aus jeder noch so versteckten Ecke. Das, was man heute sieht, stammt großteils aus dem 17. Jahrhundert, Vorgängerversionen reichen bis ins Jahr 324 zurück.
Was ich nicht wusste: Die Päpste residieren in unmittelbarer Nähe zum Petersdom und doch ist sie weder die Kathedrale des Bistums Rom noch die ranghöchste römisch-katholische Kirche. Danke Wikipedia 😊 Mit 20.139 m² Fläche und fast 800 Säulen, 400 Statuen und über 40 Altare. Römischer Travertin aus Tivoli, Carrara-Marmor, Stuck und Bronze lassen sich in dem Innenraum der Basilika erkennen. Die Kuppeln wie auch die Altarbilder werden von Mosaiken gesäumt – Zusammenfügt entspricht das im Petersdom vorhande Mosaik mit 10.000 m²  dem größten Mosaik der Welt.
Wären wir bereits an Mittwoch Nachmittag angekommen, hätten wir den Papst Franziskus persönlich erleben können, wenn er von dem Balkon seines Vatikanpalastes sehen können.
Es ist kaum zu glauben, aber der Vatikan fungiert als eigener Staat (wenn auch der kleinste der Welt) mit eigenen Regeln: Keine Mehrwertsteuer, Bankautomaten-Anzeigen auf Lateinisch und werbefreie Zone (außer auf Autos).

 

Zusätzlich haben wir die Engelsburg angeschaut, das Pantheon besichtigt, uns in das bunte Treiben an der Piazza Navona und dem Piazza Venezia begeben und das Denkmal an den ersten König von Italien Emanuel II, das aufgrund seiner Form auch als „Schreibmaschine“ bezeichnet wird, bestaunt. Das ist ein Klotz – gefühlt überragt es jedes andere Bauwerk der Stadt in seinem Volumen.

Besonders gefallen hat uns die Spanische Treppe und der Blick „von oben“, wenn man vor der Trinitá dei Monti steht und auf die parallel verlaufenen kleinen Straßen von Roms Innenstadt blickt. Von hier aus kann man wunderbar in den Villa Borghese Park schlendern, oberhalb der Stadt und daher immer mit einem netten Blick zur Linken.
Wir haben es uns natürlich auch nicht nehmen lassen, zum Trevi Brunnen zu spazieren. Und ja, wir haben auch eine Münze rückwärts über unseren Kopf in den Brunnen geworfen. Denn der Mythos besagt: Wirf rein und du wirst nach Rom zurückkehren. Ich denke, das könnte sich eines Tages bewahrheiten. 😊

Last but not least durfte auch das Forum Romanum und der angrenzende Palatin, einer von Roms sieben bekannten Hügeln, nicht fehlen. Wow, hier läuft man durch Ruinen über Ruinen. Das Forum Romanum war von der zum kapitolinischen Hügel hinaufführenden Via Sacra durchzogen, die die siegreichen Feldherren bei ihren Triumphzügen, gefolgt von Gefangenen und Kriegsbeute, entlangfuhren. Auch heute werden noch regelmäßig Ausgrabungen vorgenommen, die neues Licht auf bisherige Erkenntnisse aus der Antike werfen. Die Begräbnisstätte Sepulcretum geht auf das 9.Jh. v. Chr. zurück und ist somit eine der ältesten Überbleibsel des Forums. Vom Tempel Cäsars über den Rundtempel von Romulus bis hin zum Triumphbogen des Titulus – Hier steckt so viel Größe und Geschichte, die sich schwer in Worte fassen lassen. 

Eine nette untouristische Alternative sind die Ruinen Portico d'Ottavia im Juden-Viertel „Ghetto“ (in Anlehnung an Venedigs gleichnamigen Stadtteil). Dieses ruhige Viertel, das hauptsächlich als Wohnquartiert fungiert, ist einer der geschichtsträchtigsten Teile der alten Stadt. Es wirkt etwas zeitverloren, authentisch und so als hätte es eine ganz eigene Identität.
Das römische Ghetto war seit 1555 ein abgeschlossener Bereich in Rom, in dem die Juden der Stadt wohnen mussten. In seiner Hochzeit im 19. Jahrhundert wohnten hier an die 10.000 Juden. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es als letztes westeuropäisches Ghetto aufgelöst – Heute nennen es Menschen jeder beliebigen Religion oder Nationalität ihr zu Hause.

Ich könnte noch von so vielen Sehenswürdigkeiten berichten, aber vor dem Hintergrund, dass meine Zeit (und eure wahrscheinlich auch 😊) beschränkt ist, sehe ich von weiteren detaillierten Beschreibungen ab.

Am Abflugtag hatten wir noch ein letztes Highlight auf dem Zettel: Gianicolo, der Janushügel in Trastevere. Ich gebe zu, ohne Ziehkoffer wäre der Anstieg ein bisschen angenehmer gewesen 😊, aber so mussten wir keinen Umweg zurück ins Zentrum machen. Und das Panorama hat unseren Aufenthalt fein abgerundet.

Im Anschluss führte unser Weg zurück zum Flughafen und in unsere Perle.

Wer die wörtlichen Eindrücke in Bilder sehen mag, möge hier klicken:
https://photos.app.goo.gl/rVvKPu5rAJQm93tn1

Danke für euer Interesse und eure Zeit.

Ganz liebe Grüße von eurer
Lotti